1 Kommentar

  1. Uelzen. Edelkommunisten auf dem Gymnasium.
    Arbeiterkorrespondenz 4849.
    Uns ist es nicht verborgen geblieben, dieses Treiben der sich „Edelkommunisten“ nennenden jungen Schüler auf dem hiesigen Gymnasium. Wohl wissen wir zu schätzen, daß es innerbalb dieser beutigen Schule schwer ist, sich nicht in dem natio-
    nalistisch-völkischen Betrieb der Mitschüler einzureihen. Aber gerade weil diese Art „Edelkommunisten“ sich erhaben dünken in dem Bewußtsein, Kommunisten sein zu wollen, verfallen sie erfabrungsgemäß dem ärgsten Philistertum.

    Wir sagen euch, ihr jungen Leute, folgendes: Es gibt keine Edelkommunisten. Es gibt nur kämpfende Kommunisten, die sich einreihen in die große rote Front, die nicht nur in ihren Arbeitsbrüdern und Schwestern Geschwister sehen, sondern die diesen Kameraden im Kampfe sind, die aktiv tätig sich in die Bewegung einordnen. Und es gibt die schreibenden Leute, die viel vom Kommunismus zu wissen glauben, in höheren Sphären schwebend, sich allem irdischen Leid entrückt glauben. Das sind die Wurzellosen, die Scharlatane- die Schmarotzer der gesunden Bewegung, weil sie ihr armseliges Leben für zu schade halten, um es der Klasse zur Verfügung zu stellen, Literaten, Hemmschuhe der Revolution.

    Es liegt an euch, zu welcher Sorte ihr gehören wollt. Wenn ihr die Schule verlassen habt, Vaters Unterstützung fortfällt, ihr allein im Leben steht, arbeiten müßt um leben zu können – dann werdet ihr vielleicht den Anschluß an die kämpfende Front finden.

    Heute könnt ihr nichts tun? – Denkt an Dresden, wo vor Jahren die Oberprimaner der Schrecken der Bürgerklasse geworden waren, nicht weil sie sich Edelkommunisten nannten, sondern weil sie Arbeiter der Partei wurden, die allein für den rücksichtslosen Klassenkampf eintritt, weil sie aktiv waren. Sie wurden von den Eltern verleugnet, später von der Schule verwiesen, aber sie hielten zur Partei, sie hielten treu zu ihrer Erkenntnis. Und sie warben für ihren Gedanken in den Schulen. Sie gaben die Zeitschrift ,„Der Mob“ heraus. (Wer will, kann einige Nummern gerne leihweise bekommen. Er möge sich an Kurt Schwotzer, Lüneburger Str. 50 wenden). Die
    Mob-Leute wurden pråchtige Kämpfer für den Kommunismus.
    (Norddeutsche Zeitung, Nr. 222 vom 21. September 1928)

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